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Julia Maria Kessler

Love it, Change it, or Leave it!

Ich habe in Rolf Bollmann, einem 79 jährigen, trockenen Alkoholiker einen Mentor gefunden, der mir half die Krankheit Alkoholismus, sowie die Co - Abhängigkeit wirklich zu verstehen. Nachdem ich über ein YouTube Video auf ihn aufmerksam wurde, verbrachte eine Woche in seiner Finca auf Mallorca, wo er bis Ende 2018 Seminare für Alkoholiker anbot. Nachdem ich nicht locker ließ, wurde ich die erste co - abhängige Kursteilnehmerin, und lernte in dieser einen Woche in Spanien mehr über die Krankheit Alkoholismus, als in all den Jahren zuvor. Das war der Start für die Rückkehr zu meiner emotionalen Freiheit, die es mir ermöglichte, mich aus der Co - Abhängigkeit zu lösen.



Ich war sprachlos. Sprachlos darüber, wie ich es innerhalb von vierundzwanzig Stunden geschafft hatte, die Segel für mich komplett neu zu setzen. Ich hatte seit dem Entschluss, nicht mehr an den Erfolg eines erneuten Klinikaufenthaltes zu glauben, bereits mehr Erkenntnisse über die Krankheit und meinen Zustand erhalten, als in all den Jahren zuvor. Ich begann sofort alles zu organisieren, so daß ich meine Reise, die unmittelbar bevorstand, antreten konnte.


Herr Bollmann rief mich noch am selben Tag zurück und machte mich darauf aufmerksam, daß sich noch nie ein Co -Abhängiger für eines seiner Seminare angemeldet hatte.


Er fügte hinzu, daß dies eigentlich auch gar nicht vorgesehen sei, und ob ich mir im Klaren darüber wäre, daß ich mich ausschließlich unter Alkoholikern, deren Zustand noch nicht absehbar sei, befinden werde. Er machte mich außerdem darauf aufmerksam, daß ich mir möglicherweise ein Zimmer mit einer alkoholkranken Ärztin teilen müsse. Er schob hinterher, daß er auch noch nicht wisse, was genau er eigentlich mit mir anstellen soll. Letztendlich kam er jedoch zu dem Schluß, daß er sich sicher sei, daß es schon seinen Grund haben wird, wenn ich diesen tiefen Wunsch verspürte ihn kennen zulernen. Ich versicherte ihm, daß mich nichts davon abhalten konnte ihn aufzusuchen, und er beendete unser Gespräch mit den Worten: „Na dann komm einfach mal her“. Ich konnte förmlich sehen, wie er ungläubig den Kopf schüttelte, als er wiederholte: „ Das hatten wir wirklich noch nie...“


Meine Freundinnen und mein Vater sahen mich ob meiner Pläne nach Mallorca zu fliegen ungläubig und skeptisch an. Sie fragten mich ob ich mir das gut überlegt hätte.


Sie waren der Meinung, mich alleine unter fremde Alkoholiker in Therapie zu begeben, würde mich sicherlich nur noch mehr runterziehen.


Ich solle mir doch wenigstens ein schönes Hotel buchen, damit ich abends in Ruhe abschalten könne. Ich erwiderte, daß ich das entweder ganz oder gar nicht mache, und abends abzuhauen keine Option für mich sei, da ich in diesem Fall gleich ein Wellness - Wochenende buchen könnte. Sie bohrten immer wieder nach, um herauszufinden, was ich mir denn davon versprach, mich dem Ganzen freiwillig auszusetzen. Ich schätze meine Antwort war für sie alle nicht besonders befriedigend, denn sie lautete:


„Ich weiß es nicht. Alles was ich weiß ist, daß mir mein Bauchgefühl sagt, das ich das Richtige tue.“


Ich hatte einen Fensterplatz, war in meinen großen Schal gewickelt, hörte Musik und beobachtete das Treiben auf dem Flugplatz, während um mich herum das Handgepäck verstaut und nach Platznummern Ausschau gehalten wurde. Ich versuchte zu schlafen, was mir trotz meiner überbordenden Müdigkeit leider nicht gelang. Stattdessen lief in meinem Kopf der Film von einem Vorfall, den ich komplett verdrängt hatte. T. rief mich an und war so betrunken, daß ich ihn nur mit Mühe verstehen konnte. Er bat mich zu ihm zu kommen. Er sei an der Badehütte und der Sternenhimmel heute ganz besonders schön.


Die altbekannte Angst stieg in mir hoch, und ich fuhr so schnell ich konnte in Richtung See.


Ich knallte die Autotüre zu und rannte stolpernd zum Steg. Als ich ihn sah, wie er zwischen zerfledderten Pizzaresten und leeren Flaschen, die überall auf dem Boden lagen, sitzend hin und her wankte, trat bei mir ungewohnter Weise, Abneigung anstelle der bisherigen Fürsorge. T. konnte kaum geradeaus schauen und tat dennoch so, als sei alles in bester Ordnung. Er faselte etwas von einem romantischen Abend, forderte mich auf, mich zum ihm zu setzen, und die tolle Stimmung mit ihm zu geniessen. Gleichzeitig warf er mir diffuse, unzusammenhängende Brocken irgendwelcher unwahren Geschichten hin, die irgendwelche Leute scheinbar über mich verbreitet hatten. Ich wurde so wütend, daß ich den dringenden Wunsch verspürte sofort wieder abzuhauen. Da ich mir aber Sorgen machte, er könne ins Wasser fallen und ertrinken, rief ich seine Schwester an, um die Verantwortung für ihn an sie „abzugeben“. Ich wollte weder die Nacht dort verbringen, noch hätte ich ihn in diesem Zustand nach Hause schaffen können. Ich wollte einfach nur weg von ihm. Ich konnte seinen Anblick, sowie sein wirres Geschwafel nicht mehr ertragen. Zum Glück machte sich T.´s Schwester sofort auf den Weg und alarmierte parallel den Notarzt. Sobald sie eingetroffen waren, machte ich mich auf den Heimweg. Mein Atem ging immer schneller.


Es war eines der ersten Male, an dem ich es geschafft hatte, ein Stück weit loszulassen. Ich lief hastig den dunklen Weg durch den Park zurück, ohne mich auch nur einmal umzudrehen.


Das einzige Licht am dunklen Nachthimmel war das blinkende Blaulicht des Krankenwagens, das mich bis zu meinem Auto begleitete. Es folgten ganze drei Tage absolute Funkstille zwischen T. und mir. Normalerweise sahen wir uns jeden Tag, telefonierten zusätzlich mehrmals und schrieben uns unzählige Liebesnachrichten. Diese mehr oder weniger unfreiwillige Trennung war für mich die Hölle. Es war wie ein kalter Entzug. Ich vermisste T. so sehr, daß es schmerzte, und es sich anfühlte wie krank zu sein. Zwei meiner engsten Freundinnen kamen, nachdem sie mich am Telefon gehört hatten, unabhängig voneinander zu mir, um mir über das Wochenende Gesellschaft zu leisten. Das ist das Schöne wenn es einem richtig schlecht geht: man sieht die wundervolle Menschen, die um einen herum sind, wieder ganz klar und deutlich.


Nun waren wir bereit für den Start. Mein Sitznachbar lächelte entschuldigend, als er mich, bei dem Versuch nach seinem Gurt zu kramen, versehentlich anstieß. Die Stewardess machte ihren Kontrollgang, schloß die letzten noch offen stehenden Gepäckfächer, und meine Reise begann.


Ich wußte damals noch nicht, daß es nicht nur einen Kurztrip auf die Balearen, sondern der Beginn einer spirituellen Reise zu mir selbst war, die es mir ermöglichte, mich aus meiner Co - Abhängigkeit zu lösen.



Byebye Co - Abhängigkeit!

Alles Liebe,

Julia




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