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If you always do what you have always done, you will always get what you have always got.

Julia Maria Kessler

Aktualisiert: 5. Okt. 2019


Es ist wirklich erstaunlich, wie lange Menschen bereit sind, einem Weg zu folgen, der offensichtlich nicht der Richtige ist, der zusehends beschwerlicher und schmerzvoller wird. Man kann den nahenden Abgrund förmlich sehen, und läuft trotzdem immer brav weiter, geradewegs und schnurstracks auf ihn zu. Es ist verrückt, wie schwer es uns teilweise fällt, bewußt eine Entscheidung für uns, für unser Leben, für unser Glück zu treffen.


Wir sind unglücklich und unzufrieden, und anstatt etwas zu verändern, warten wir viel zu oft darauf, daß sich die Umstände wie durch Zauberei von alleine ändern. Aber ich verrate Dir etwas. Das werden sie nicht!


Stell Dir vor, es handelte sich um einen richtigen Weg in einem Park, und dieser Weg wäre so vereist und rutschig, daß Du schon mehrmals gestürzt bist. Hinzu kämen dicke Äste, die überall auf dem Boden liegen, Dir die Kleidung verschmutzen, Dich zum Stolpern bringen, und seitlich wachsende Dornbüsche zerkratzten Dir Hände und Gesicht. Würdest Du hier unbeirrt weitergehen? Würdest Du all die Blessuren und Schmerzen, die Angst vor dem nächsten Sturz in Kauf nehmen? Niemals! Ich denke jeder von uns würde sich ziemlich schnell auf den rutschfesten Schnee seitlich des Weges retten, um hinter den Bäumen nach einer Alternative Ausschau zu halten, einen Pfad zu suchen, der vermag, uns im Gegensatz zu diesem, sicher und unverletzt zum Ziel zu führen. Im Zweifel gingen wir sogar lieber querfeldein, als uns auf einem beschwerlichen Weg die Rippen zu brechen. Mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit würden wir alle, nach mehreren schmerzvollen Erfahrungen und der Gewissheit, daß diese Route weiterhin gefährlich verläuft, instinktiv das Weite suchen, selbst wenn wir die Umgebung nicht kennen.


In tatsächlich existentiellen Situationen in unserem Leben hingegen, fällt es uns extrem schwer, nach dem besseren, nach einem neuen Weg Ausschau zu halten, da das gleichzeitig und unausweichlich bedeuten würde, Vertrautes hinter uns zu lassen. Es würde ganz konkret bedeuten loszulassen.


Aber das Unbekannte, das Neue, und Horrorszenarien, die lediglich in unserem Kopf existieren, ängstigen uns oft noch mehr, als das reale Unglück.


Denn unser Unterbewusstsein ist leider sehr gut darin, uns selbst das größte Elend als Komfortzone zu verkaufen, damit wir bloß nichts Neues wagen.


Dadurch halten wir extrem viel aus, bis wir irgendwann bereit sind uns zu bewegen, wir erkennen, daß wir uns bewegen müssen.


Genau so verhielt ich mich in meiner Co - Abhängigkeit über mehrere Jahre.

Doch plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Mir wurde klar, daß ich diesen ausgetrampelten Pfad, der zwar vertraut, aber zerstörerisch war, schnellstmöglich verlassen mußte. Es ist rückblickend für mich wirklich irritierend, wie ich beinahe ferngesteuert immer brav in dieselbe Richtung weiterging, ohne wirklich in Frage zu stellen, ob all dies wirklich zielführend sein konnte.

Meine ganze Hoffnung erneut an einen neuen, lediglich zeitlich ausgedehnten Klinkenaufenthalt zu hängen, fühlte sich auf einmal falsch an.


Ich kam zu der Erkenntnis, daß falls dieser Weg, den wir nun mit vereinten Kräften schon so lange gingen, der Richtige wäre, er nicht alles immer schlimmer, sondern besser gemacht hätte!


Mir wurde klar, wie erleichtert und beinahe glücklich ich in der Vergangenheit war, wenn ein erneuter Klinikaufenthalt anstand. Die quälende Zeit des Versteckspiels war vorbei, wenn „endlich“ der unausweichliche, der große Crash da war, der alle Beteiligten, allen voran T., zum Handeln zwang. Ich hatte die Unterstützung seiner Familie und war somit nicht mehr alleine in unserem alltäglichen, kräftezehrenden Versteckspiel gefangen. Ich wußte, daß ich ab diesem Punkt die Verantwortung an die Ärzte abgeben, und somit ein bißchen durchatmen konnte. Ich freute mich in diesen Phasen immer so sehr über diese große Erleichterung einer Auszeit, darauf mich uneingeschränkt auf den Alltag mit den Kindern konzentrieren, und auch die schönen Momente wieder unbelastet geniessen zu können. Meine Euphorie steigerte sich durch die riesengroße Hoffnung, daß T. für alle Zeiten trocken nach Hause zurück kehren, und nun endlich alles gut werden würde.


Ich hatte gar keine Kraft all dies, allen voran den Erfolg der Therapie in Frage zu stellen, denn was wäre die Alternative gewesen?


Ich hatte keine Antwort darauf, und die Aussicht vorübergehend von dem Damoklesschwert Rückfall, und von meiner Rolle als Co - Abhängige befreit zu sein, wieder ein bißchen Normalität zu erfahren, war zu erleichternd, als nicht daran zu glauben, daß wir das einzig Richtige taten. Doch eines Tages war plötzlich der „lifechancing moment“, eine innere Stimme da, die mir ganz deutlich sagte, daß ein weiterer Klinikaufenthalt bei T. nichts bewirken würde. Ich wußte, daß uns nichts weiter als eine Wiederholung, der Wiederholung, der Wiederholung erwarten würde.


Ich nahm diese Gedanken wahr, und wurde dabei erstaunlicherweise ganz ruhig. Es war, als sei ich aus einem tiefen Schlaf erwacht und würde registrieren, was Traum und was Realität war. Der Nebel lichtete sich ein wenig, und ich wußte in diesem Moment ganz genau, daß ich keine Kraft mehr hatte, meine Hoffnung erneut an den Erfolg einer weiteren Therapie zu knüpfen. Ich sah der Tatsache ins Auge, daß ich mich aufmachen mußte einen neuen Weg einzuschlagen, wußte ich doch, daß der Abgrund nun nicht mehr weit war. Ich konnte meinen bisher gefühlten Optimismus über den ersehnten Erfolg einer Therapie nicht mehr abrufen. Mir wurde klar, daß ich ein abermaliges, gemeinsam wie auf rohen Eiern in den Alltag zurückkehren, T.´s Atem zu checken, und die ersten Anzeichen des Trinkens zu bemerken, nicht mehr wegstecken würde, und auch nicht mehr wegstecken wollte.


Ich konnte den Kindern und mir keine weitere Enttäuschung mehr zumuten. Ich wußte auf einmal, daß ich unser Glück nicht weiterhin an T.´s Nüchternheit knüpfen durfte, sondern schleunigst anfangen mußte, es wieder in mir zu suchen.


Ich war bereit, eine Entscheidung zu treffen, und ich verstand: Die Veränderung mußte bei mir beginnen!



Byebye Co - Abhängigkeit!

Alles Liebe,

Julia




 
 
 

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